Social Media hat sich in den letzten Jahren zu einem Problem entwickelt. Deshalb haben wir entschieden: Sobald wir 30.000 Newsletter-Abonnenten erreichen – so viele wie Facebook-Follower – werden wir unsere Facebook-Seite löschen.
So genannte soziale Medien haben nicht nur unser Kommunikationsverhalten, sondern auch unsere Gesellschaft und die ganze Welt tiefgreifend verändert – leider zum Negativen. Nachdem wir unseren Twitter Account nach der unfreundlichen Übernahme durch Elon Musk im Jahr 2022 bereits gelöscht haben, werden wir als nächstes unsere Facebook-Seite schließen.
So gut wie niemand sieht mehr dort unsere Beiträge, außer wir posten kalkuliert polarisierte Beiträge. Unsere Updates aus dem Tonspion bleiben komplett unsichtbar, wenn wir Facebook kein Geld dafür überweisen, sie unseren Follower zu zeigen.
Wir arbeiten derzeit also dreifach für Facebook: wir alle bestücken die Plattform mit unseren Inhalten, holen unsere Nutzer auf unser Facebook-Profil und zahlen am Ende auch noch dafür Geld, um dieses ganze perfide System am Leben zu halten.
Warum machen wir das alle immer noch?
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Social Media keineswegs sozial ist, sondern in erster Linie eine Propaganda-Maschine für demokratiefeindliche Hassprediger, russische Bots und Menschen, die keine Freunde haben und deshalb die Kommentarspalten mit ihren Meinungen füllen.
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Manipulation demokratischer Prozesse
Spätestens seit der Wahl Donald Trumps 2016 ist uns allen klar, wie anfällig Plattformen wie Facebook für Manipulationen sind. Russische Trollfabriken verbreiteten im Vorfeld der Wahl massiv absurde Desinformationen über sein Konkurrentin Hillary Clinton, um die Wahlen zu beeinflussen. Mit Erfolg!
Heute sind diese Plattformen voll mit solchen Troll-Accounts, die unter scheinbar harmlosen Namen gezielt Hass, Verschwörungstheorien und antidemokratische Inhalte verbreiten und Menschen aufwiegeln.
Die Themen sind immer dieselben und es ist inzwischen erwiesen, dass sie direkt von Russland gesetzt werden, um unsere Demokratie zu schwächen: Gegen die Grünen, gegen transsexuelle Menschen und angebliche „Wokeness“ (also „Wachheit“) oder gegen E-Autos. Also was auch immer unsere Gesellschaft spaltet. Die Ziele sind völlig egal, Hauptsache man behauptet, dass früher alles besser war, denn diese Behauptung kommt vor allem bei älteren und leicht beeinflussbaren Menschen immer gut an.
Auch der rasante Aufstieg der AfD wurde entscheidend durch soziale Netzwerke ermöglicht. Emotionale und polarisierende Botschaften verbreiten sich dort schneller als jede fundierte politische Debatte zu komplexen Problemen. Deshalb können demokratische Parteien auch nicht mitmachen in diesem Spiel um Aufmerksamkeit: sie können keine so platten und kalkulierten Statements raushauen, wie die Extremisten, die einfach nur unsere Demokratie scheitern sehen wollen. Um sich über andere Menschen erheben zu können. Narzissten und Egomanen dominieren Social Media. Wir sollten nicht länger einfach nur zuschauen, sondern diese Plattformen verlassen.
Einsamkeit statt Vernetzung: Die negativen Folgen sozialer Medien auf unsere Leben
Für Jugendliche kann Social Media zwar durchaus positive Effekte haben, beispielsweise durch neue Möglichkeiten der Vernetzung und des Austauschs. Doch diese Generation hat Facebook längst verlassen. Stattdessen dominieren ältere Nutzer die Plattform – oft scheinbar ohne die nötigen digitalen Kompetenzen, Fakten von Fake zu unterscheiden.
Gleichzeitig hat die permanente Nutzung von sozialen Medien auch Schattenseiten, die nur mit einer Sucht gleichgesetzt werden können. Studien zeigen, dass das Gefühl der Einsamkeit in Deutschland stark zugenommen hat. Besonders betroffen sind junge Menschen, von denen inzwischen fast die Hälfte angibt, sich einsam zu fühlen.
Statt echte Freundschaften zu pflegen, verbringen viele Jugendliche ihre Zeit damit, Influencern zu folgen, die ihnen oft unerreichbare Urlaubsziele, Körper oder Luxusprodukte präsentieren. Der ständige Vergleich mit diesen idealisierten Bildern führt nicht selten zu Frustration und einem verstärkten Gefühl von Isolation. Die digitale Verbindung kann echte Beziehungen nicht ersetzen – sie verstärkt häufig den Eindruck, abgekoppelt und alleine zu sein. In einer Welt, in der man zum Star werden kann, nur weil man einen Sixpack oder aufgespritzte Lippen hat.
Was Facebook & Co. unserer Gesellschaft antun
Auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zeigen Studien, dass Facebook und andere soziale Medien erhebliche negative Auswirkungen haben. Insbesondere auf demokratische Prozesse nehmen diese Plattformen Einfluss. Zwar ermöglichen sie neue Vernetzungsmöglichkeiten, doch gleichzeitig begünstigen sie die Verbreitung von Desinformation und Verschwörungstheorien.
Algorithmen bevorzugen emotionale und extreme Inhalte, was sachliche Diskussionen verdrängt und die Bildung von „Echokammern“ fördert, wo die eigene Meinung immer wieder bestätigt wird, egal wie bescheuert und extrem sie auch sein mag.
Hinzu kommt noch die problematische Datensammlung, auf der das Geschäftsmodell von Facebook basiert. Ohne echte Zustimmung der Nutzer werden persönliche Informationen gesammelt, analysiert und verkauft. Pro Nutzer verdient Facebook durchschnittlich 5 Euro im Monat durch personalisierte Werbung – was für ein unglaubliches Geschäft bei 3 Milliarden Nutzern, das aber auf Kosten unserer Privatsphäre geht. Regelmäßig auftretende Datenlecks machen zudem deutlich, wie wenig Kontrolle wir über unsere eigenen Daten haben.
Nicht zuletzt haben sich soziale Medien für viele zu einer zentralen Nachrichtenquelle entwickelt – mit fatalen Folgen. Ein Großteil der Nutzer bezieht Informationen über den Newsfeed, in dem nicht die zuverlässigsten, sondern die emotionalsten Inhalte bevorzugt werden.
Falschmeldungen und gezielte Propaganda verbreiten sich so rasant und prägen den öffentlichen Diskurs, während fundierte Informationen immer seltener Beachtung finden. Immer mehr wundern wir uns über die Auswüchse dieser Emotionalisierung und können kaum noch nachvollziehen, woher diese brutale Verrohung des gesellschaftlichen Diskurses kommt. Sie kommt von Facebook und anderen Kanälen, auf denen wir aber ganz bewusst nicht aktiv sind.
Behauptungen werden zur Wahrheit, wenn sie nur oft genug wiederholt werden. Diese Masche ist inzwischen so erfolgreich, dass sie Trump bereits zum zweiten Mal die Präsidentschaft bescherte, ganz egal wie hirnrissig seine Behauptungen auch waren.
Monetarisierung unserer Arbeit
Neben diesen riesigen gesellschaftlichen Problemen stellt sich für uns aber auch schon lange die Frage: Warum sollten wir alle eigentlich weiterhin kostenlos für eine demokratiegefährdende Plattform arbeiten? Wir erstellen Inhalte, die die Plattform vermarktet, und müssen sogar dafür zahlen, dass sie sichtbar werden. Gleichzeitig verdient Facebook Milliarden mit unseren Daten und den Inhalten, die wir bereitstellen.
Nun geht Facebook noch einen Schritt weiter und nutzt die Daten seiner Nutzer, um Künstliche Intelligenzen zu trainieren – natürlich ohne um unsere Erlaubnis zu fragen. Wir haben keine Kontrolle mehr darüber, wie diese riesigen Datenmengen, die wir jeden Tag dort hinterlassen, genutzt werden, obwohl wir die Plattform mit unseren Inhalten und Interaktionen überhaupt erst wertvoll gemacht haben. Ohne unsere freiwillige und unentgeldliche Mitarbeit wären diese Netzworks gar nichts wert.
Zurück zu den Wurzeln
Es wird Zeit, sich von diesen Plattformen endlich zu befreien. Sie sind ein Irrweg der Geschichte, der unsere Demokratie, Privatsphäre und den gesellschaftlichen Diskurs gefährdet. Wer mit uns in Kontakt bleiben will, kann das auch weiterhin über klassische Kanäle wie E-Mail oder unsere Website tun. Das WWW ermöglicht auch ohne soziale Netzwerke, sich unabhängig zu informieren.
Unser Ziel ist klar: Mit einer unabhängigen, direkten Kommunikation über unsere eigenen Kanäle, wollen wir wieder die Kontrolle über unsere Inhalte und unsere Community zurückgewinnen! Deshalb möchten wir alle unsere Facebook-Follower bitten: abonniert unseren Newsletter. Sobald wir 30.000 Abonnenten haben, so viele wie heute Follower, können wir unseren Facebook Account einfach schließen.
Soziale Medien haben als Spaß begonnen, als Plattformen über die man mit seinen Freunden in Kontakt bleiben konnte, aber sie haben sich in den letzten zehn Jahren zu gefährlichen politischen Propaganda-Dreckschleudern entwickelt, die mehr Schaden als Nutzen bringen. Es liegt an uns allen, bewusstere Entscheidungen zu treffen und diese Plattformen hinter uns zu lassen. Wir tun den ersten Schritt – bist du dabei?
Abonniere unseren Newsletter und hilf uns, die 30.000 Abonnenten zu erreichen. Danach heißt es: Goodbye, Facebook.