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GEMA klagt gegen KI-Anbieter: Was Musiker und Kreative jetzt wissen müssen

Die GEMA geht juristisch gegen OpenAI vor. Die Musterklage könnte weitreichende Folgen für Musiker, Texter und Komponisten haben. Doch was bedeutet dieser Fall für Kreative?

„Die GEMA hat als erste Verwertungsgesellschaft weltweit eine Klage wegen unlizenzierter Nutzung von geschützten Musikwerken gegen einen Anbieter von Systemen generativer Künstlicher Intelligenz (KI) erhoben. Konkret geht es um das US-amerikanische Unternehmen OpenAI, den Betreiber autogenerativer Chatbot-Systeme. Die GEMA wirft OpenAI vor, geschützte Songtexte von deutschen Urheberinnen und Urhebern wiederzugeben, ohne dafür Lizenzen erworben beziehungsweise die Urheberinnen und Urheber der genutzten Werke vergütet zu haben. Das Verfahren dient dazu nachzuweisen, dass OpenAI systematisch das Repertoire der GEMA verwendet, um seine Systeme zu trainieren.“ (Quelle: GEMA)

Warum die Klage der GEMA wichtig ist

Generative KI hat das Potenzial, ganze Branchen zu transformieren – auch die Musik. Systeme wie ChatGPT wurden mit urheberrechtlich geschützten Inhalten trainiert, darunter offenbar auch Songtexte aus dem Repertoire der GEMA. Das Problem: Weder die Urheber noch die Rechteinhaber wurden vergütet. Die Klage der GEMA soll klären, ob und wie KI-Anbieter für die Nutzung geschützter Werke zahlen müssen.

Laut GEMA-CEO Dr. Tobias Holzmüller ist dies mehr als nur ein juristischer Präzedenzfall: „Die Songs unserer Mitglieder sind nicht der kostenlose Rohstoff für Geschäftsmodelle der KI-Anbieter. Wer diese Werke nutzt, muss eine Lizenz erwerben und fair vergüten.“

Die Perspektive der Kreativen

Für Musiker und Texter steht viel auf dem Spiel. OpenAI erzielt Milliardenumsätze mit Produkten, die auf urheberrechtlich geschützten Inhalten basieren. Für viele Kreative geht es um ihre Lebensgrundlage. Ein Beispiel: Sync-Lizenzen für Werbemusik, ein lukratives Geschäftsfeld, werden zunehmend durch KI-generierte Tracks ersetzt.

Während klassische Lizenzmodelle wie bei Streaming oder Radio greifen, stellt KI die etablierten Regeln in Frage. Wurde ein Songtext „nur“ zum Training genutzt oder auch direkt reproduziert? Solche Fragen sind technisch wie rechtlich schwer zu beantworten.

KI-Lizenzen: Risiko oder Chance?

KI-Anbieter operieren oft in rechtlichen Grauzonen. Sie geben weder offen an, welche Daten sie nutzen, noch welche Werke direkt oder indirekt im Output auftauchen. Wenn diese Praxis legitimiert wird, könnte dies die Rechte der Urheber langfristig untergraben.

ACT DES MONATS

Linkin Park (Bandfoto 2024, James Minchin)
ACT DES MONATS: Linkin Park (Foto: James Minchin)

 

Die GEMA hat ein Lizenzmodell für KI entwickelt, das Musiker und Texter fair an der Wertschöpfung beteiligen soll. Solche Modelle könnten Kreativen eine neue Einnahmequelle bieten – vorausgesetzt, sie werden konsequent umgesetzt. Allerdings lauert in der Lizenzierung von kreativen Inhalten auch eine Gefahr. KI ist nicht einfach nur ein weiterer Kanal zur Verbreitung von Musik, sondern sie tritt in direkte Konkurrenz mit den Kreativen!

Warum Lizenzierung generativer KI keine Lösung ist

Die Idee, generative KI durch Lizenzvereinbarungen zu regulieren, klingt zunächst nach einem Kompromiss. Doch in Wahrheit würde eine Lizenzierung das Problem nicht lösen, sondern verschärfen. Statt kreativen Schaffenden eine faire Grundlage zu bieten, riskieren wir, ihre Arbeit und Existenzgrundlage langfristig zu zerstören.

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Weil KI auf Basis ihrer Arbeit Milliarden „ähnliche“ Werke schaffen kann. Ohne je einen einzigen Cent in Ausbildung, Instrumente, Entwicklung eines eigenen Stils oder Produktion investiert zu haben, erschafft sie unendlich viele Klone von der Arbeit von Millionen Musikern, Textern, Fotografen, Künstlern.

KI will kreative Arbeit ersetzen

Generative KI wird häufig als Werkzeug dargestellt, das Kreative unterstützt. Natürlich lassen sich ganz erstaunliche Experimente mit KI anstellen und sie bietet neue Wege, Musik zu kreieren. Doch diese Systeme konkurrieren direkt mit den Menschen, deren Werke sie nutzen, um sich selbst zu verbessern. Musik, die speziell für Werbung oder als Hintergrund für Filme und Serien komponiert wird – ein zentraler Markt für viele Musiker – wird zunehmend durch KI-generierte Tracks ersetzt. Damit fällt genau der Job weg, mit dem viele Musiker ihren Lebensunterhalt bestreiten. Schon jetzt gibt es Werbespots, die komplett von KI erstellt wurden und bei denen die „Originale“ komplett ausgelöscht sind: niemand weiß mehr, von wem die Trainingsdaten kamen und sie werden auch nicht dafür bezahlt.

Lizenzvereinbarungen würden diesen Prozess nicht stoppen, sondern sogar noch befördern: wer heute eine KI trainiert und sich dafür bezahlen lässt, hat morgen keine Arbeit und keine Lizenzeinnahmen mehr. Warum sollte die Musikindustrie mit Unternehmen zusammenarbeiten, die Werkzeuge entwickeln, um ihre eigenen Kreativen überflüssig zu machen?

Die Blackbox der KI

Ein weiteres Problem ist die Intransparenz der KI-Anbieter. Es ist kaum nachvollziehbar, welche Werke genutzt werden, um KI-Modelle zu trainieren, und welche Rolle diese Werke bei der Entstehung von KI-generierten Inhalten spielen. Outputs von KI-Systemen sind keine einfachen Kopien, sondern Mischungen aus unzähligen Datensätzen. Selbst wenn der EU AI Act künftig Transparenz bei den Trainingsdaten einfordert: was hat ein Künstler davon, dessen Arbeit mit Millionen anderer Daten vermischt wird und der dann irgendwann ein Millionstel Anteile davon erhält. Das Geschäftsmodell kann am Ende nicht aufgehen: profitieren werden am Ende nur die superreichen KI-Konzerne, die das Game dominieren und sich das Wissen der Welt aufgesaugt haben, um es gegen Bezahlung zu remixen und wieder auszuspucken. Die Kreativen werden noch weniger profitieren, als bei Spotify, wo selbst weltbekannte Künstler nur noch ein Taschengeld für ihre Arbeit bekommen.

Generelle KI ist ein Irrweg – sie muss bekämpft werden

Lizenzvereinbarungen können daran nichts ändern – sie wären nur ein Freibrief für die weitere Entwertung von Musik und Texten. Insofern greift die Klage der GEMA viel zu kurz. Generelle KI ist ein Irrweg. Sie muss mit allen Mitteln bekämpft werden, wenn wir die Lebensleistung von Menschen respektieren wollen. Sie ist ausschließlich dafür geschaffen, die Arbeit von Kreativen zu entwerten und hat ansonsten kaum nennenswerte Vorteile, die die Menschheit voran bringen. Sie schafft nichts Neues.

Alle Versprechungen sind direkt aus der PR-Abteilungen der KI-Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell mit sehr viel Geld am Markt etablieren wollen. Diese Versprechungen werden in unzähligen Artikeln wiederholt, ohne sie grundlegend in Frage zu stellen. Oft auch als Drohung getarnt: wer keine KI nutzt, ist morgen weg vom Fenster. Angst sells!

Ein Angriff auf die Lebensgrundlage von Kreativen

Die zerstörerischen Effekte generativer KI sind in anderen Branchen bereits deutlich spürbar. Studien zeigen bereits jetzt einen massiven Rückgang der Nachfrage nach kreativen Dienstleistungen wie Texten, Grafikdesign oder Softwareentwicklung. Entwickler sind kaum noch in der Lage den KI-generierten Code zu entschlüsseln, wenn sie immer mehr ihrer Fähigkeiten „auslagern“.

In der Musikbranche ist ein ähnlicher Trend absehbar: KI-generierte Stücke sind günstiger, schneller verfügbar und erfordern keine Verhandlungen mit Künstlern. Auch den ehemaligen Plattenfirmen kommt das gelegen, die massenhaft KI-Generatoren betreiben könnte, statt sich mit Komponisten und Produzenten herumzuschlagen. Doch was bedeutet das für Menschen, die vom kreativen Schaffen leben?

Musik ist nicht nur ein Produkt. Sie ist ein Ausdruck menschlicher Erfahrung und Emotionen. Diese Dimension wird von KI komplett ignoriert – und von denen, die ihre Nutzung vorantreiben, oft bewusst übergangen. Für KI ist Musik einfach nur ein Haufen von Daten, der sich nach Belieben manipulieren lässt. Deshalb ist auch noch nie ein gutes Stück Musik von KI produziert worden und es darf bezweifelt werden, dass das je passiert. Wer Musik für Werbeclips braucht, dem ist die Qualität aber reichlich egal, so lange es eine bestimmte Athmosphäre kreieren kann.

Lizenzierung legitimiert ein kaputtes System

Befürworter von Lizenzmodellen argumentieren, dass diese einen fairen Ausgleich schaffen könnten. Doch die Probleme liegen tiefer. Der Einsatz von KI in der Musikbranche ist kein rein technisches, sondern ein philosophisches Problem:

  • Was bleibt vom kreativen Schaffen, wenn Maschinen dominieren?
  • Wie finanzieren Künstler ihr Leben, wenn KI ihre meistens prekäre Arbeit ersetzt?
  • Wollen wir in einer Welt leben, in der alles nur noch simuliert wird, selbst Musik?

Lizenzmodelle könnten diese Fragen nicht beantworten. Sie würden lediglich ein System legitimieren, das auf der Verdrängung menschlicher Kreativität basiert.

Fazit: Respekt statt Ausbeutung

Generative KI ist darauf ausgelegt, Menschen zu ersetzen, nicht, sie zu unterstützen. Unternehmen wie OpenAI, die auf den Werken anderer aufbauen, müssen lernen, kreatives Schaffen mit Respekt zu behandeln. Das bedeutet Transparenz, faire Vergütung und eine klare Grenzen für die Nutzung geschützter Inhalte.

Es muss verboten werden, kreative Werke nach Belieben verhackstücken zu dürfen. Ich darf auch keinen Song von Taylor Swift in seine Bestandteile zerlegen und dann ähnlich, aber ein bisschen anders auf den Markt bringen. Dafür gibt es keine Rechte. Und das muss auch unter allen Umständen so bleiben.

Ohne diese Voraussetzungen bleibt nur eine klare Haltung: Jegliche Zusammenarbeit mit KI-Anbietern, die sich nicht an diese Prinzipien halten, muss von Kreativen und ihren Vertretern konsequent abgelehnt werden. Denn Musik ist kein Rohstoff für Maschinen. Sie ist ein Ausdruck unserer Kultur – und verdient Respekt.

Quellen:

Gema

Generative AI vs. Music: Why licensing is a dangerous gamble

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