The Prodigy haben am 3.12.2023 im Berliner Velodrom gespielt und den Sound der 90er noch einmal zurück gebracht. Hier unsere Eindrücke und die Setlist.
The Prodigy gehörten zu den großen Bands der 90er mit Hits wie „No Good“, „Firestarter“, „Poison“ oder „Voodoo People“ hatten sie es wie kaum eine andere Band geschafft, Hardcore und elektronische Tanzmusik miteinander zu verschmelzen und ihren eigenen Sound zu entwickeln. Diese besondere Qualität zeigten sie auch auf ihrem ersten Konzert in Berlin ohne ihren 2019 verstorbenen Frontmann Keith Flint.
Nach dem gefeierten Opener „Breathe“ zeigte sich schnell, warum The Prodigy eigentlich das Soloprojekt von Liam Howlett ist, der hinter seiner Technik-Burg im Zentrum der Bühne stand und begleitet von Live-Drummer, Gitarre und Bass ein Brett nach dem anderen in den Moshpit feuerte. Der verbliebene MC Maxim Reality kann die Rolle von Flint nicht ausfüllen – und versucht es auch gar nicht erst.
Seine Beiträge beschränkten sich weitgehend auf die Animation des Publikums mit den immergleichen Phrasen. Offenbar hat er sich über die Jahre einfach als Sidekick von Flint auf die Rolle des Anheizers eingeschossen und kommt aus dieser Rolle nicht mehr so richtig heraus.
Emotionaler Höhepunkt der Show war dann auch „Firestarter“, der ikonische Prodigy-Song, den die Band ohne Vocals, aber mit der animierten Silhouette von Flint aus dem ikonischen Musikvideo auf den Monitoren spielte.
ACT DES MONATS
Dieser Moment symbolisierte wie kein anderer, wie sehr er der Band fehlt und sorgte für Gänsehaut. Es war genau richtig, dass sie gar nicht erst versuchten, diese Leerstelle zu füllen, indem irgendjemand anderes seine Vocals übernahm.
Nach nur einer Stunde beendete die Band ihr Liveset vorerst mit einer weiteren Leerstelle: den Hit „Smack My Bitch Up“, der bereits in den 90ern aufgrund seines vermeintlich mysogynen Titels von vielen Radiosendern gecancelt und trotzdem zu einem ihrer größten Hits wurde, spielte die Band ebenfalls ohne Vocals und bewies damit, dass es gar nicht so schlimm ist, sich weiterzuentwickeln und Gewalt an Frauen nicht mehr auf einem Live-Konzert zu zelebrieren.
Selbst wenn diese Zeilen schon damals von den meisten Hörern gar nicht wortwörtlich genommen wurden, sondern vielmehr als bitterböser Kommentar auf Menschen, die tatsächlich Frauen schlagen, passt der Song heute einfach nicht mehr in unsere Zeit. Und es fehlte trotzdem nichts, weil der Track auch ganz ohne Vocals perfekt funktioniert und einer der zahlreichen Höhepunkte der Shows war. Man muss es der Band unbedingt zugute halten, dass sie es einfach sein lässt, wenn sich manche Frauen durch diesen Text angegriffen fühlen, ohne sich einen Zacken aus der Krone zu brechen.
Ein energiegeladener Abend, der eine sehr aufregende musikalische, aber auch längst vergangene Ära noch einmal zum Leben erweckte, aber aufgrund viel zu langer Übergänge und eines etwas lustlosen MCs auch ein wenig uninspiriert wirkte, endete nach mehreren Zugaben mit dem Reggae-Cover „Out Of Space“ und „Resonate“ und beamte nicht wenige Zuschauer zurück in ihre wilde Jugend. Und stellten dabei wieder mal fest: es war musikalisch nicht die schlechteste Zeit.
Setlist The Prodigy 3.12.2023 im Velodrom Berlin
- Breathe
- Omen
- Voodoo People
- Light Up the Sky
- Climbatize
- Everybody in the Place
- Firestarter
- Roadblox
- Their Law
- No Good (Start the Dance)
- Get Your Fight On
- Poison
- Need Some1
- Smack My Bitch Up
Zugaben: - Take Me to the Hospital
- Invaders Must Die
- Diesel Power
- We Live Forever
- Out Of Space
- Resonate