Ein paar Töne und schon entstehen ganze Filmwelten im Kopf: Hier kommen die besten Soundtracks aller Zeiten!
Wörtlich bezeichnet Soundtrack eigentlich nur die Tonspur eines Films, doch eigentlich verstehen wir darunter die besondere Musik, die eigens für einen Film komponiert wurde. Deshalb wird auch oft die Abkürzung OST (Original Soundtrack) verwendet, um zu würdigen was beispielsweise Künstler wie Ennio Morricone, John Williams oder Hans Zimmer (lest auch die „Besten Soundtracks von Hans Zimmer“) für die Wirkung und den Erfolg bestimmter Hollywood-Werke geleistet haben. Für unsere Bestenliste haben wir deshalb Soundtracks ausgewählt, die überwiegend aus eigens komponierten Stücken bestehen oder passenden Adaptionen bestehen. Und nun Vorhang auf:
Psycho (1960)
Dass nach der legendären Duschszene kaum jemand mehr alleine unter die Brause wollte, liegt nicht nur an Alfred Hitchcocks Bildern, sondern an dem schrillen Sound dazu: Dieser ist übrigens nicht elektronisch erzeugt, sondern nur dem Effekt zu verdanken, dass die Mikros sehr sehr nah an den Instrumenten platzierten…
Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence (1983)
Dieser Score stammt von dem leider 2023 verstorbenen Ryuichi Sakamoto, der neben David Bowie auch eine Hauptrolle in dem Film übernahm, Der mit Folklore, Ambient und Asia-Pop arrangierte Soundtrack ist einer der eindrücklichsten Arbeiten des Komponisten und Mitglieds des Yellow Magic Orchestra – sowie eine neuartige Fusion aus Ost und West.
Uhrwerk Orange (1971)
Komponist Walter Carlos unterzog sich gerade einer Geschlechtsumwandlung als er die Adaption klassischer Stücke, z.B. Beethovens 9. Symphonie für Stanley Kubricks Film vollendete: Wendy Carlos heißt die Komponistin heute und für „Uhrwerk Orange“ kreierte sie wegweisende Elektro-Fantasien, die durch den Vocoder-Vorläufer Spectrum Follower schaurig-schöne Dimensionen erhielten. Sie komponierte im Übrigen auch die Soundtracks zu „The Shining“ und „Tron“.
ACT DES MONATS
Der weiße Hai (1975)
Steven Spielberg dachte zunächst, Komponist John Williams wolle ihn auf den Arm nehmen, als er ihm diese Zweitonmelodie für seinen Hai-Horror vorschlug: Doch er behielt recht, denn diese sich steigernde Tonfolge steigert auch die Angst des Zuschauers ins Unermessliche…
Lost In Translation (2003)
Der Film von Sofia Coppola mit Scarlett Johansson und Bill Murray in einer traumverlorenen, surrealen Wirklichkeit von Tokio, wird von Kevin Shields, Frontmann der Shoegaze-Legende My Bloody Valentine, kongenial in Musik übersetzt, die die bittersüßen Gefühle von Isolation, Verbundenheit und Sehnsucht durch ätherische Sounds und atmosphärische Melodien eindringlich näher bringt. Dazwischen gibt es perfekt ausgesuchteSongs von Air, Death in Vegas, Squarepusher, Phoenix sowie The Jesus and Mary Chain.
Midnight Express (1978)
Dieses Drama in einem Istanbuler Gefängnis bekam von Italo-Disco-King Giorgio Moroder einen Synthie-Soundtrack verpasst, der ihm seinen ersten Oscar einbrachte: Zu Recht, denn das über acht Minuten andauernde Titelstück „Chase“ ist bis heute ein treibender moderner Klassiker.
Blade Runner (1982)
Vangelis veredelte den Science-Fiction-Klassiker mit einem fantastischen Synth-Elektro-Soundtrack, in den er chinesische oder türkische Klänge verwob, die mit jazziger Crooner-Lässigkeit und klassischem Film-Noir-Charme daherkommt.
Drive (2011)
Cliff Martinez war einst Drummer bei den Red Hot Chili Peppers, für Nicolas Winding Refns Thriller komponierte der inzwischen 63-Jährige einen elektronischen Score, der so glitzernd und grandios schimmert als käme er direkt aus den 80er Jahren. Zu dem OST gesellen sich noch einige Synthwave-Hits aus dem Film wie Kavinskys „Nightcall“ oder „Al Real Hero“ von College.
Das Boot (1981)
Sonargeräusche als Rhythmus und prägnante Titel wie „Warten“, „Absinken“ oder „Eingeschlossen“ machen diesen Soundtrack von Jazz-Legende Klaus Doldinger zum Meisterwerk zu einem sowieso schon großen Film. 19892 feierte das Thema erneut große Chartserfolge, diesmal als Techno-Version des Projekts U 96.
Spiel mir das Lied vom Tod (1968)
Es gibt wohl niemanden, der diese Titel-Melodie nicht kennt: Doch die gesamte Musik von Ennio Morricone ist wichtig für den Western, denn Regisseur Sergio Leone inszenierte ganze Passagen speziell zum Rhythmus derer. Einzelne Protagonisten werden zudem durch verschiedene Melodien charakterisiert, wie die klagende Mundharmonika beispielsweise für die Hauptfigur – gespielt von Charles Bronson – steht.
Suspiria (1977)
Die Progrock-Band Goblin verpasste dem Giallo von Dario Argento einen Soundtrack für die Ewigkeit: Nicht nur der Film, sondern auch der Score gelten als Heiligtümer im Horror-Genre. Argento und die Band arbeiteten damals sehr eng zusammen, um diesen dichten und atmosphärischen Sound zu schaffen, der einem bis heute einen Schauer nach dem anderen über die Haut jagt und die Folk-Horror-Flüstertitelmelodie ist schließlich eine der berühmtesten im Horrorkino geworden. Im Remake zum Film übernahm Radiohead-Mastermind Thom Yorke das schwere Erbe und schuf ein Geflecht von verschleppten, repetetiven und hypnotischen Beats, der ebenfalls zu den zukünftigen Klassikern des Genres gehören wird.
Twin Peaks (1990)
Die unheimlich und rätselhafte Welt von David Lynchs „Twin Peaks“ wird von einer atemberaubend schönen Musik des Komponisten Angelo Badalamenti untermalt, die mysteriös und märchenhaft zugleich ist: Der eindringliche Titelsong allein reicht aus, um einem einen Schauer über den Rücken zu jagen. Badalamenti verstarb im Dezember 2022, im Juni 2022 ging bereits Julee Cruise von uns, deren Album „Floating Into The Night“ so etwas wie die inoffizielle Musik zu „Twin Peaks“ war und deren gesungene Version von „Falling“ gespenstisch gänsehauttreibend ist.
Halloween (1978)
John Carpenter ist nicht nur einer der größten Horror-Regisseure, sondern auch einer der bedeutendsten Filmkomponisten: Dabei entstand der Soundtrack zu „Halloween“ nur deshalb, weil er sich schlicht keine Musiker leisten konnte. So spielte er den Score innerhalb von nur drei Tagen selbst ein und schenkte uns einen Elektro-Klassiker mit Gänsehaut- und Ohrwurmgarantie.
Weitere legendäre Soundtracks
John Williams – „Star Wars“ (1977) – Die epische Filmmusik von John Williams hat die „Star Wars“-Saga mit unvergesslichen Melodien und Leitmotiven begleitet, die die Abenteuer und Emotionen der Charaktere einfangen.
Ennio Morricone – „The Good, the Bad and the Ugly“ (1966) – Morricone’s ikonische Filmmusik hat das Genre des Spaghetti-Western geprägt und ist untrennbar mit Clint Eastwoods Charakteren verbunden.
Hans Zimmer – „Inception“ (2010) – Hans Zimmers kraftvolle und düstere Musik verstärkt die mysteriöse und surreale Atmosphäre von Christopher Nolans Sci-Fi-Thriller.
Max Steiner – „Gone with the Wind“ (1939) – Steiners Musik für dieses epische Drama spiegelt die Leidenschaft und das Drama der Handlung wider und wird oft als eines der frühen Meisterwerke der Filmmusik betrachtet.
Bernard Herrmann – „Psycho“ (1960) – Herrmanns schrille und unheimliche Filmmusik hat Alfred Hitchcocks Psychothriller zu einem der ikonischsten und unvergesslichsten Filmen gemacht.
John Williams – „Jurassic Park“ (1993) – Williams‘ mitreißende Musik fängt die Faszination und das Wunder der Dinosaurierwelt ein und trägt maßgeblich zur Spannung des Films bei.
Nino Rota – „The Godfather“ (1972) – Rota’s leidenschaftliche und bewegende Filmmusik trägt zur Darstellung der Macht und Intimität der Corleone-Familie bei.
Vangelis – „Blade Runner“ (1982) – Vangelis‘ elektronische und atmosphärische Filmmusik prägt das dystopische und futuristische Ambiente von Ridley Scotts Klassiker.
Howard Shore – „The Lord of the Rings“ Trilogie (2001-2003) – Howard Shores epische Filmmusik trägt dazu bei, J.R.R. Tolkiens Fantasiewelt zum Leben zu erwecken und die epischen Abenteuer der Gemeinschaft des Rings zu begleiten.
James Horner – „Titanic“ (1997) – Horner’s ergreifende Filmmusik unterstreicht die romantische und tragische Geschichte des legendären Schiffsuntergangs.
John Williams – „E.T. the Extra-Terrestrial“ (1982) – Eine herzerwärmende und magische Filmmusik, die die außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem Jungen und einem außerirdischen Wesen einfängt.
Alan Silvestri – „Back to the Future“ (1985) – Silvestris mitreißende Musik begleitet die spannenden Zeitreiseabenteuer von Marty McFly und Doc Brown.
Danny Elfman – „Edward Scissorhands“ (1990) – Elfman’s düster-märchenhafte Filmmusik unterstreicht Tim Burtons einzigartige Vision von einem ungewöhnlichen Außenseiter.
John Barry – „James Bond Theme“ (1962) – Das ikonische Bond-Thema von John Barry hat die Abenteuer des berühmten Geheimagenten musikalisch geprägt.
Randy Newman – „Toy Story“ (1995) – Newmans eingängige und emotionale Filmmusik verleiht den liebenswerten Charakteren von Pixar’s „Toy Story“ eine unverwechselbare Stimme.
Michael Giacchino – „Up“ (2009) – Giacchinos bewegende Musik fängt die Herzlichkeit und Nostalgie dieser animierten Liebesgeschichte perfekt ein.
Yann Tiersen – „Amélie“ (2001) – Tiersens zarte und verspielte Klänge verleihen dem französischen Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ihre einzigartige Stimmung.
Thomas Newman – „American Beauty“ (1999) – Newman’s minimalistische und doch eindringliche Filmmusik spiegelt die inneren Konflikte und Sehnsüchte der Charaktere wider.
Clint Mansell – „Requiem for a Dream“ (2000) – Mansells eindringliche und hypnotische Musik trägt zur Intensität und Emotionalität dieses düsteren Dramas bei.
Alexandre Desplat – „The Shape of Water“ (2017) – Desplats atmosphärische Musik unterstützt die märchenhafte und unkonventionelle Liebesgeschichte zwischen einer stummen Frau und einem mysteriösen Wesen.
Die Magie der Filmmusik: Wie Töne Emotionen im Kino wecken
Filmmusik ist ein faszinierendes und oft unterschätztes Element in der Welt des Kinos. Sie ist mehr als nur Hintergrundgeräusche oder Begleitung zu bewegten Bildern – Filmmusik hat die einzigartige Fähigkeit, Emotionen zu verstärken, Atmosphäre zu schaffen und das Publikum auf eine tiefe emotionale Reise mitzunehmen.
Die Verbindung von Bild und Ton
Schon in den Anfängen des Kinos wurde Musik verwendet, um Stummfilme zu begleiten und ihnen eine zusätzliche Ebene der Dramatik zu verleihen. Doch erst mit der Entwicklung des Tonfilms in den 1920er Jahren wurde die Filmmusik zu einem integralen Bestandteil des Kinoerlebnisses. Heute ist Filmmusik nicht mehr wegzudenken – von epischen Orchesterstücken in Abenteuerfilmen bis hin zu minimalistischen Klängen in Thrillern trägt sie maßgeblich zur Stimmung und Handlung eines Films bei.
Die Macht der Emotionen
Eine der beeindruckendsten Eigenschaften der Filmmusik ist ihre Fähigkeit, Emotionen in uns hervorzurufen. Ein trauriger Moment kann durch sanfte Klavierklänge noch herzzerreißender werden, während ein triumphaler Augenblick durch ein orchestral aufgebautes Crescendo noch mitreißender wirkt. Etwa in John Williams‘ legendärer Komposition für „Star Wars“, die das Gefühl von Abenteuer und Heroismus in jedem Zuschauer weckt. Filmmusik dringt direkt in unser Inneres vor und lässt uns tiefer in die Welt des Films eintauchen.
Atmosphäre und Spannung
Filmmusik hat auch die Macht, Atmosphäre und Spannung zu schaffen. Ein leises Flüstern im Hintergrund kann eine unheimliche Stimmung in einem Horrorfilm erzeugen, während schnelle, rhythmische Töne die Spannung in einer Verfolgungsjagd steigern können. Denken Sie an Hans Zimmers ikonische Musik in „Inception“, die mit ihren dröhnenden Bässen und wummernden Klängen die rätselhafte und surreale Natur des Films verstärkt.
Charakterisierung und Erzählung
Filmmusik kann auch dazu verwendet werden, Charaktere zu charakterisieren und Geschichten zu erzählen. Ein bestimmtes Leitmotiv oder eine Melodie kann mit einem bestimmten Charakter verbunden werden und uns so helfen, seine Entwicklung im Laufe des Films zu verfolgen. Ein perfektes Beispiel dafür ist die Verwendung von leitmotivischer Musik in der „Herr der Ringe“-Trilogie von Howard Shore, die uns einen Einblick in die Gefühle und Motivationen der Hauptfiguren gibt.
Filmmusik ist zweifellos ein kraftvolles Werkzeug in den Händen von Filmemachern, das die Fähigkeit hat, eine Geschichte auf einer emotionalen Ebene zu vertiefen und das Publikum auf eine einzigartige Reise mitzunehmen. Von der Verstärkung von Emotionen bis zur Schaffung von Atmosphäre und Spannung – Filmmusik ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Kinokunst.