Im Jahr 1990 erschien das erfolgreichste Album der britischen Band Cocteau Twins auf 4AD und setzte Maßstäbe. Labelchef Ivo Watts-Russell bezeichnete es nicht nur als das beste Album seines Labels, sondern gar als „das perfekte Album“.
Wie so viele Bands der 80er Jahre verdanken auch die Cocteau Twins ihren eigenwilligen Sound der Punk-Revolution, bei der ein gepflegter Dilettantismus zur Kunstform erhoben wurde.
Im Punk vergeudete man keine Zeit und Energie mit ewigem Üben, sondern ging auf die Bühne und legte los, sobald man 3 Akkorde auf der Gitarre einigermaßen beherrschte. Genauso gingen die Cocteau Twins vor. Seine technischen Schwächen am Instrument überspielte Guthrie mit überbordenden, experimentellen Klangflächen, die die athmosphärische Grundlage legten für die vokalen Improvisationen von Liz Fraser.
Auf „Heaven Or Las Vegas“, ihrem siebten Album, hatten die Cocteau Twins ihren Sound und ihr Songwriting so weit perfektioniert, dass sie auch jenseits der Wave- und Gothic-Szene Aufmerksamkeit erregten und Kritiker ihr Album als „zu eingängig“ abqualifizierten. Dabei wollte die Band einfach nur in der Lage sein, ihre Stücke wieder live spielen zu können und verzichtete deshalb auf eine überbordende Studioproduktion. Liz Fraser wurde sogar als beste Sängerin für einen Brit Award nominiert.
Doch als Mitte der 90er Trip Hop die Musikszene eroberte und der Bass die Hörgewohnheiten veränderte, schien die Musik der Cocteau Twins plötzlich seltsam veraltet. Verträumte Gitarrenmusik verschwand zunehmend aus dem musikalischen Spektrum. Erst heute feiert diese Musik dank Bands wie Slowdive, School of Seven Bells oder Beach House wieder ein Revival.
ACT DES MONATS
1998 lösten sich die Cocteau Twins schließlich auf. Liz Frazer arbeitete noch mit Massive Attack auf dem Album „Mezzanine“ zusammen, zog sich ansonsten aber ansonsten weitgehend aus der Musik zurück.
Ihre Mitstreiter Robin Guthrie und Raymonde Burke gründeten das Label Bella Union auf dem sie bis heute zahlreiche Erben der Cocteau Twins veröffentlichen.