Ein halbes Jahrzehnt haben sich Mia. Zeit für ein neues Album gelassen. Das Warten hat sich gelohnt. Auf „Limbo“ klingt die Elektropop-Band beschwingter denn je.
Stoisch knüppelt Gunnar Spies auf sein Schlagzeug ein. Der Drummer gibt einen tanzbaren Rhythmus vor, der sich unbeirrt durch die elf Stücke bohrt. Politische Statements, die die Band einst in Songs wie „Machtspiele“ oder „Ökostrom“ deutlich äußerte, finden sich nicht auf „Limbo“. Zum siebten Studioalbum der Berliner sollen sich die Fans wohlfühlen und bewegen. Spoiler: Das schaffen Mia.
„Ich ziehe meine Kreise / eher laut als leise / mag mein Glas halbvoll / sing lieber Dur als Moll„, heißt es im Titelstück. Mia. geben sich in ihrem 23. Bandjahr optimistisch und zufrieden. In Zeiten wie diesen ist das vermutlich die beste Einstellung. Die Single-Auskopplung „KopfÜber“ feiert den Sprung ins Ungewisse mit einem eingängigen Kehrvers. Neuanfänge begreifen Mia. als Chance. Immerhin weiß das Quartett, wovon es redet. Für „Limbo“ wechselte es zu Four Music.
Video: Mia. – KopfÜber
Sängerin Mieze Katz bleibt auch auf dieser Platte der Dreh- und Angelpunkt. Ihre kräftige Stimme klingt geschult. Nur durch das Wechseln der Stimmlage erzeugt sie in „Richtig im Falschen“ einen fast schon theatralischen Spannungsbogen. Doch auch die restliche Band trägt ihren Teil zum Sound bei. So stehen elektronische Elemente wieder deutlich stärker im Fokus, was sich unter anderem im brummenden Synthie-Bass von „Crash“ widerspiegelt.
Der Album-Closer „No Bad Days“ wirkt wie ein Fazit. Miese Laune hat nichts mehr bei Mia. zu suchen. Umbrüche begreifen sie als neue Perspektiven, missglückte Beziehungen als gerngesehene Reifeprozesse. „Ich tanze Limbo / vom Fahrstuhl zum Schafott / ich pfeif‘ mein Lieblingslied / auf dem letzten Loch.“ Plump und austauschbar klingen die Berliner trotzdem nicht. Dafür hebt sich ihr elektronischer Sound zu sehr vom Deutschpop-Einheitsbrei ab.
ACT DES MONATS