Ry Cuming – Australier, Singer-Songwriter, Surfer. Da passen schon mal drei Deckel auf einen Topf. Der Musiker fand sich selbst nebst einem X und veröffentlicht nun als RY X sein Debütalbum „Dawn“.
Bier + Cola + X. Das ist der Slogan für ein Biermischgetränk. Was das X ist? Egal, klingt geheimnisvoll, ist bestimmt sehr lecker und richtig gesund. Als Ry Cuming begann Musik zu machen, gab es noch kein X und irgendwie nicht so wirklich einen Weg. Der Naturbursche und Weltenbummler von einer kleinen australischen Insel kommt erstmal in die große Stadt der Träume, Los Angeles, trifft Produzent, nimmt Album auf. Klingt gut? Naja, heute findet er die musikalischen Ergüsse nicht mehr so toll.
Aber auch ein Ausflug in die böse, seelenlose Pop-Maschinerie hat seine Vorteile. Wenigstens wusste Ry so, was er definitiv nicht wollte, machte sich wieder auf Reisen und begann langsam, neue Songs zu schreiben. In Berlin traf er auf den Produzenten Frank Wiedemann (Âme), der dem Track „Howling“ einen housigen Remix verpasste. Und er traf das X.
Das war 2012. RY X wurde bekannt, ging auf Tour, veröffentlichte die EP „Berlin“ und vier Jahre später hören wir „Howling“ nun auch auf „Dawn“. Und „Berlin“. Und „Sweat“. Und… Problem erkannt? Es gibt auf dem Album keine wirklichen Überraschungen, eher eine Art Best Of eines langjährigen Bekannten, den man ganz dufte findet. Als Debüt will es sich jedoch einfach nicht so richtig anfühlen.
Der Pop ist zwar noch immer Pop, dafür mit weniger Kitsch, mehr Seele und mehr Atmosphäre als auf dem tatsächlichen Erstling „Ry Cuming“. Manchmal ist das so traurig, dass man RY X ganz lieb über den Bart streicheln möchte. Melancholie at its best. Das Zarte, Fragile von Songs und Stimme gehen unter die Haut. Der instrumentale Opener „Dawn (Interlude)“ strotzt vor dramatischen Streichern, klingt nach dem mysteriösen, nach dem „X“.
RY X weiß, was er kann und will und das kann er gut. Beim zweiten (dritten) Album darf das gern ein paar Überraschungen mehr beinhalten.
ACT DES MONATS
„Dawn“ erschien am 05.03.2016 via Infectious Music.