Es ist eines der erfolgreichsten Alben des Jahrzehnts und Adele wurde mit „21“ zum Weltstar. Danach zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück, bekam ein Kind und meldete sich mit „25“ eindrucksvoll zurück.
„25“ heißt das neue Album und setzt damit die Reihe von „19“ und „21“ konsequent fort. Dass die Sängerin inzwischen schon 27 ist zeigt, wie lang und hart sie an diesem dritten Album gearbeitet hat. Denn die Messlatte nach einem Megaerfolg wie „21“ hängt verdammt hoch, auch für ein so Ausnahmetalent wie Adele.
Die erste Single „Hello“ zeigt dann auch, dass Adele genau da ansetzen will, wo sie mit „21“ aufgehört hat. Nach einem ruhigen Beginn schwingt sich der Song auf zu einem Über-Refrain, in dem die Sängerin ihr ganzes Stimmvolumen ausspielen kann. Ohrenfutter für Fans ihrer großen Balladen wie „Someone Like You“ oder „Set Fire To The Rain“.
Dieser Ton bestimmt dann auch weite Teile von „25“: viel Gefühl, viel Pathos und sehr viel Stimmvolumen. Manchmal erinnert sie damit an Kolleginnen wie Celine Dion oder Bonnie Tyler, die in den 80er und 90er Jahren die Kunst der Powerballade zu ganz neuen Höhen geführt hatten. Songs wie „When We Were Young“ haben das Zeug uns die nächsten Monate (und Jahre) überall hin zu verfolgen.
Die deutschen Album-Charts im Stream
ACT DES MONATS
„25“ wohnt trotz des nach wie vor jugendlichen Alters der britischen Sängerin etwas seltsames Altmodisches inne. Vermutlich hat sie längst mehr Fans über 50 als in ihrem Alter. Das muss aber nichts Schlechtes sein, denn umgekehrt kann man ihre Musik auch jetzt schon als zeitlos bezeichnen. Der Fokus liegt ganz klar auf ihrer großen, leicht kratzigen Stimme. Es hätte auch ein komplettes Album nur mit Pianobegleitung werden können, wie man auf „Remedy“ hört. So viele Pop-Sänger gibt es nicht, die sich das erlauben könnten.
Highlight des Albums und hevorstechendster Song ist die Midtempo-Ballade „Water Under The Bridge“, der endlich den Groove in ein ansonsten groovearmes Album bringt. Adele hält, was sie mit „21“ versprochen hat. Der überragende Erfolg der ersten Single „Hello“ zeigte bereits, wie sehr sich ihre Fans nach neuer Musik gesehnt hatten.
Was im Vergleich zu „21“ zwangsläufig fehlt ist der Überraschungseffekt. Hatten viele Adele vor fünf Jahren (trotz ihres hervorragenden Debüts „19“) noch gar nicht auf dem Schirm, hört heute die ganze Welt hin. Dieser Erwartungshaltung war sich Adele offenbar bewusst. Instant Klassiker à la „Rolling In The Deep“ hält „25“ keine bereit, der Mehrheit der Radiohörer dürfte es ganz recht sein, dass Adele anonsten einfach die bekannten Zutaten ihres Erfolgsalbums wieder verwendet hat, statt sich auf Experimente einzulassen.
Am Ende hinterlassen die beiden abschließenden Songs, natürlich große Powerballaden mit ganz viel Gefühl und Stimme, „All I Ask“ und „Sweetest Devotion“ allerdings das dringende Bedürfnis, auf ihr letztes Album „21“ zurückzugreifen und ihrem überragenden Cure-Cover „Lovesong“ zu lauschen. Dort erliegt Adele nicht der Versuchung, ihr mächtiges Organ auf Anschlag hochzuschrauben, wie in jedem einzelnen Song auf „25“, sondern bleibt ganz entspannt und sourverän in den unteren und mittleren Tonlagen. Die sie perfekt beherrscht. An manchen Stellen wäre weniger mehr gewesen. So erschöpft sich „25“ nach nicht mal einem Durchlauf, während man „21“nicht oft genug auf Repeat durchhören konnte.
Fazit: An „21“ reicht „25“ nicht heran, was abzusehen war, aber insgesamt ist „25“ ein erneut gutes Balladen-Album, das uns noch sehr lange begleiten wird. Ob wir wollen oder nicht.
—
Wer das Album streamen will, wird wohl das Nachsehen haben. Nach Informationen der New York Times, wird es „25“ in nächster Zeit auf keinem Streaming Service zu hören geben. Dafür gibt’s das Album ab sofort als Download oder CD bei Amazon.