ACT DER WOCHE – Die Band um Mastermind Conor J. O’Brien zieht uns auf ihrem fünften Album „Fever Dreams“ in fiebrige Träume aus flirrenden Sounds, jazzigen Einschüben und folkigen Melodien: Die Villagers sind hier so hypnotisch wie harmonisch.
Das Intro „Something Bigger“ klingt wie eine kaputte Cat-Stevens-Kassette, die man am Strand gefunden hat und diese Vorstellung fängt die Atmosphäre dieses surrealen Sommeralbums mit dem passenden Namen „Fever Dreams“ schön ein. Auf dem Cover lümmelt ein überdimensionaler Bär, der neben einem Pool schläft, in dem ein schlafender (hoffentlich) Mensch treibt. David Lynchs Bilderwelten, Duke Ellingtons somnambuler Jazz und die Miniaturwelten des Malers L.S. Lowry finden sich im sechsten Album der Iren als ästhetische Spuren wieder.
Die Band um Mastermind Conor J. O’Brien baut auf diesem Album Songskulpturen, die flüchtig und flirrend zugleich sind und sich in einer Zwischenwelt befinden, die man vom gerade Aufwachen kennt. Er sagt selbst dazu: „Ich hatte den Drang, etwas zu schreiben, das für den Zuhörer genauso freizügig war wie für mich selbst. Manchmal können die wahnsinnigsten Zustände die ekstatischsten, euphorischsten und eskapistischsten Träume hervorbringen.“
Und die seltsam zeitlose Corona-Zeit floss hörbar in die Entstehung des Albums ein. Geschrieben wurden die Hauptteile der Songs im Laufe von zwei Jahren, aufgenommen wurden sie in einer Reihe von Full-Band-Studio-Sessions Ende 2019 und Anfang 2020. Während der langen, entschleunigten Pandemie-Tage verfeinerte O’Brien sie in seinem winzigen Heimstudio in Dublin. Und gemischt wurde das Album schließlich von David Wrench (Frank Ocean, The xx, FKA Twigs).
Mit diesem Album haben die Villagers ihren Folk weiter verfeinert und setzen sich so immer mehr von Vergleichen wie Bright Eyes oder Sparklehorse ab: Zuletzt arbeitete man viel mit Soul- und R&B-Elementen, nun flicht man vintageverliebtes Vinyl-Kratzen, sanften Hip-Hop oder zarte Bläsersätze mit ein, um die Grenzen zwischen Traum und Realität noch weiter zu verwischen. Wir folgen nur allzu gerne in dieses Gespinst aus magischen, mystischen und märchenhaften Melodien.
Biographie Villagers:
Gegründet 2008 von Singer-Songwriter Conor J. O’Brien, hat sich diese irische Band dem Folk- und Indie-Pop verschrieben. 2010 erschien das Debüt-Album „Becoming A Jackal“, das in Irland gleich auf Platz eins der Charts kletterte. In den USA veröffentlichten die Villagers 2011 eine Split-7’’ mit Charlotte Gainsbourg und bis 2018 fünf weitere Alben, darunter ein Live-Album. Die Songs lotet dabei immer mehr die Grenzen des Folks aus und spielen mit Jazz-, Soul- oder Indie-Einflüssen, immer begleitet von den dunklen Texten O’Briens, die ihm Vergleiche mit Leonard Cohen einbrachten.