Am 15. November 1986 erschien das Debütalbum „Licensed To Ill“ der Beastie Boys. Es sollte die Musikwelt nachhaltig verändern.
In den 80ern steckte Hip-Hop auch in den USA noch in den Kinderschuhen und war weit davon entfernt, die Charts zu dominieren. Erstaunlich, dass es mit den Beastie Boys letztendlich weißen Jungs vorbehalten war, das erste Rap-Album zu schreiben, das es auf Platz 1 der US-amerikanischen Billboard-Charts schaffte. Wahrscheinlich lag es an der Kombination aus Hip-Hop und Punk Rock, die eine kulturelle Brücke schlug und die Beastie Boys so erfolgreich machte.
Eigentlich starteten die Beastie Boys 1979 nämlich als Hardcore-Punk-Band unter dem Namen „The Young Aborigines“. Nach der Namensänderung 1981 und einigen Mitgliederwechseln fanden sich 1983 Adam „Ad Rock“ Horovitz, Michael „Mike D“ Diamond und Adam „MCA“ Yauch als die Dreierformation wieder, die bis zu MCAs Tode 2012 bestehen sollte. In dieser Konstellation experimentierten die drei punkigen New Yorker immer mehr mit Rap, was ihnen 1985 sogar einen Platz als Vorband von Madonna einbrachte. Aus heutiger Sicht unvorstellbar.
1986 kam es dann zum endgültigen Durchbruch. Das Debütalbum „Licensed To Ill“ knallte auf Platz 1 der US-Charts und katapultierte Hip-Hop endgültig in das Bewusstsein des Mainstream. Die Mischung aus Beats, Rap und Gitarrenriffs traf einen Nerv und sprach Menschen mit unterschiedlichsten musikalischen Vorlieben an. Veredelt mit einer geradezu anarchischen Energie ebneten die Beastie Boys den Weg für viele weitere Crossover-Künstler und ganzen Genres wie den Nu Metal der 90er.
Beastie Boys – Fight For Your Right (To Party)
ACT DES MONATS
Mit „Fight For Your Right (To Party)“ schlugen die Beastie Boys dem Spießbürgertum eine hedonistische Breitseite um die Ohren, die bis heute in jedem Club Ekstase hervorrufen kann. Hier zeigt sich auch wieder, dass die Genialität von absoluten Klassikern im Einfachen steckt. Simpler kann ein Gitarrenriff eigentlich nicht gestrickt sein, mit dem richtigen Zeitgeist in der Parole wird die Drei-Akkorde-Nummer aber zur Legende.
„Rhymin & Stealing“, „She’s Crafty“ und vor allem „No Sleep Till Brooklyn“ funktionieren auf die gleich Art und Weise. Die unverkennbaren Stimmen der Boys schneiden sich ins Trommelfell und schaffen es auch heutzutage nach drei Dekaden noch, sich bei einer jugendlichen Hörerschaft ins aufbegehrende Revoluzzerherz zu rappen.
Beastie Boys – No Sleep Till Brooklyn
Die teilweise recht unbeholfen wirkende Produktion geht übrigens auf die Kappe von Rick Rubin, mittlerweile absolute Produzentenkoryphäe. „Licensed To Ill“ war das zweite Album, an dem Rubin mitarbeite. Wer weiß, ob die Platte ohne den trashigen Sound die gleiche chaotische Wirkung erzielt hätte, die die Platte letztendlich charakterisiert.
Da „Licensed To Ill“ mit Songs wie dem beschwingt-aufdringlichen „Girls“ auch durchaus das Potenzial hat, auf Dauer gehörig auf die Nerven zu gehen, ist das Debüt vielleicht nicht die beste Platte der Beastie Boys, aber definitiv die wichtigste. Die genresprengende Pionierarbeit der Beastie Boys ordnete die Musikbranche neu, inspirierte Künstler aus sämtlichen Musikrichtungen und auch eigene Hits wie „Sabotage“, „Intergalactic“ oder „Ch-Check It Out“ wären ohne „Licensed To Ill“ wohl nie zustande gekommen. Das Erbe von Ad Rock, Mike D und MCA ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen.
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